Lobster up the Sea

Personal Musings of Fritz Oberhummer

Guideline viraler Share/Tweetbait

2011 war schon ein sehr interessantes Jahr für  SEOs, speziell weil Google hier nochmals gezeigt hat wer das (Panda)Bärchen im Haus ist und mit der zusätzlichen Er-fresh-ungskur alles von der Platte geputzt hat was nach deren Meinung ein “Thin Affiliate” ist. Es wurde einem wieder mal demonstriert wie abhängig viele Seiten von Google sind und wie schnell man hier weg sein kan nur weil ein studentischer Aushilfstester…ähhh…hüstel…”Quality Rater“…eure Seiten noch vor dem ersten Frühstückskaffee ins digitale Nirvana geschickt hat.

Und dann kommt dann der Moment wo Du beim King Karl Kratz in der ersten Reihe sitzt und er das SEO-Völkchen mitleidig ansieht und allen erklärt: wollt ihr alle wie ein Fixer an der Nadel von Google hängen oder euch euren eigenen Traffic aufbauen?

Der hat gesessen und ließ doch einige SEOs mit Stirnrunzeln zurück, so auch mich…denn das folgende Szenario sollte nicht ganz unbekannt sein:

Hilfe, der Bär hat meine Seite gefressen!

Absturz bei Sistrix: Panda lässt grüssenJa klar, natürlich ist die erste Reaktion ungläubiges Staunen wenn die Sistrix Kurve einen griechischen Abgang hinlegt und man ganz verblüfft ist warum die eigene Seite nun gekickt worden ist: ja, es ist eine Affiliateseite, aber man hat darauf Quality Content gestellt, sich um Userbedürfnisse gekümmert, Interaktion durch Bewertungsmöglichkeiten erschaffen und das ganze grafisch aufbereitet – alleine der manuellen Checklist und dem verkaterten Studenten bzw. “Quality Rater” ist das ziemlich egal und -schwupps- weg ist die Seite!

Erste Reaktion: meeeehr Links müssen her

Google Panda wants your honey (Bild von Glen Jones)Die typtische erste Reaktion ist das gewohnte Verhaltensmuster A: Kein Problem, ich besorge mir einfach extra-extra viele Links und alles wird gut. Authority-Links, Blogpost-Links, Bookmark-Links, Review-Links, Bilder-Links…solange bis man schon einen kompletten Linksdrall hat.

Der Fixer hat seinen nächsten Schuss bekommen und für den Moment ist wieder alles gut.

Aber nur für den Moment, denn Google wird noch weitere Updates nachschieben, die Kriterien mal wieder über Bord werfen, was heute gut ist, ist morgen böse, alle holen sich Links bei Pinterest und werden dafür (vielleicht) morgen von Google wieder abgestraft. Same old, same old…. Until you talk to King Karl 😉

Nö, der Traffic muss wo anders her

Gut, nun sitzt Du da, siehst deine Seite und überlegst Dir: hmmm, gibt es noch andere Traffic Quellen? Bing? *lach*…Nein.

Laut letzten Studien scheinen wohl alle nur mehr bei Facebook und Twitter abzuhängen (eh klar). Du hast zwar die ganze Farbenpalette aller Social Share Icons installiert (hier ist wohl ShareThis immer noch unübertroffen) aber rein weil du eine “so dolle” Seite hast klickt schon lange keiner mehr drauf. Aaaaalso muss ein Sharebait her (also ein Linkbait für Social Networks) der mir die User durch virale Verbreitung ganz von alleine bringt. Doch wie lässt sich das erreichen?

Step 1: An Meinungen scheiden sich die Geister

Jede Webseite hat ein bestimmtes Thema. Ob das nun Brustnippelschoner sind oder Rahmenkreditverträge für eine Haustierlebensversicherung. Und zu jedem, wirklich JEDEM Thema gibt es geteilte Meinungen. Daher ist der erste Schritt zu überlegen: was habe ich für einen thematischen Inhalt auf meiner Seite? Und, ganz wichtig, gibt es dazu bekannte Kontroversen?

Dazu kann man ganz einfach mit seinen Hauptkeywords bei Google nach News recherchieren oder auch auf topsy.com nach Usermeinungen – gibt es irgendwo schon eine Diskussion zu den Themen meiner Website? Auf Online Zeitungen? Foren? Blogs?? Ergebnisse notieren bzw. in eine Excel Liste integrieren.

Step 2: Eine Abstimmung muss her!

Beispiel Abstimmungs LandingpageDa die eigene Seite (selbsterwählt) eine absolute Authority in dem Bereich ist, der absolute “Wissensolymp zu dem Thema”, muss natürlich die jeweilige Gretchenfrage “im Sinne aller User” hier gelöst werden, und zwar am besten Mittels einer schönen Abstimmung 🙂 (Tipp: WordPress-User haben mit WP-Polls ein sehr feines und gutes Tool zur Hand).

Dafür sollte dann eine seperate Landingpage ohne Werbung (!!!) erstellt werden, ich habe mal rechts Beispiel-Schema dazu angehängt:

  • Einbettung in Eure Website mit kompletten Header (Logo/Navi) damit der User auch im Bilde ist dass dies hier nicht nur eine billige Standalone-Seite ist (er soll ja auch andere Bereiche eurer Seite erkunden können, oder?)
  • Dann beschreibender Text zur Abstimmung  (Um was geht’s hier? Warum diese Abstimmung? Wie lange wird diese dauern?)
    Wichtig ist hier dass die Abstimmung auf jeden Fall zeitlich begrenzt sein sollte (Verknappungsfaktor!)
  • Die Abstimmung selbst: am besten etwas hervorgehoben und eine einfache Ja/Nein/Vielleicht-Version funktioniert immer ganz gut (kann aber auch gerne eine andere Version sein, wichtig ist hier aber dem User nicht zu viele Auswahlmöglichkeiten zu geben, das verwirrt eher!)
  • Darunter dann die Social Icons (schön gross und mit Counter – ShareThis ist hier top) und mit dem “Bitte mithelfen“-Claim
  • Im unteren Bereich der Seite kann man dann zum SEO Visitor Retargeting einen Twitter/Facebookfeed einbinden in dem andere “interessante” Bereiche der eigenen Seite angeteasert und/oder eventuell Testimonials/Stimmen von Authorities angezeigt werden.
    (Darüber lenkt Ihr Eure Besucherströme wieder über die Social Media Kanäle auf andere Bereiche eurer Seite zurück – nice, ne?)
  • Banner auf die Startpage: In prominenter Position, dieser soll auch zeigen das die Seite sich der Abstimmung “verschrieben” hat (PR-Effekt)

 Step 3: Launch der Abstimmung bzw. Seeden

So, alles ist fertig, die Seite ist getestet (falls Ihr w3 Cache benutzt: unbedingt wp-polls.php vom Caching ausschliessen), der Banner auf der Startseite integriert und der virale Linkbait steht bereit: was nun?

Aus der Recherche im ersten Teil bekommt man ja ein ungefähres Bild wo sich die User zu dem Thema Eurer Website aufhalten bzw. wo genau diese Themen diskutiert werden.

Auf diesen Knotenpunkten muss man dann die eigene Abstimmung gezielt verbreiten, sprich also “seeden” und folgendes Schema hat sich hier gut bewährt: “Es gibt keine wirklichen Aussagen zu dem Thema, jeder hat seine eigene Meinung – höchste Zeit mal ne offene Abstimmung/Umfrage einzuleiten damit für jeden erkennbar ist was die Leute wirklich denken – und das man die Ergebnisse dann auch jederzeit sieht! Seit auch dabei!” Der virale “wir-möchtens-jetzt-wirklich-wissen” Gedanke soll der Antriebsmotor der ganzen Sache sein.

 Step 4: Re-seeden bzw. Schmeiss’ den Superzündi

Entwicklung des Share/Like Baits in ZahlenDie Abstimmung läuft also und ihr solltet innerhalb der ersten Tage ganz gut Besucher und Social Signals bekommen. Paralell habt ihr euch zu dem Thema der Abstimmung einen Google Alert angelegt (also Alerts auf die dazugehörigen Keywords) welcher euch mitteilt wo das Thema gerade wieder auftaucht (“neue Erwähnungen”) – das immer schön checken um zu sehen ob man die Abstimmung auf anderen Seiten auch verbreiten kann wo gerade das Thema diskutiert wird (am Besten täglich!)

Nach einer gewissen Anzahl von Likes/Shares/Tweets könnt ihr euch an den Superzündi heranwagen: sucht auf topsy.com nach Meinungsführern zu Eurem Thema und schreibt diese ganz gezielt dazu an bzw. tweetet sie an (“Bitte mithelfen! Abstimmung Bla-Bla hier“). Durch den Umstand dass ihr schon einiges an Shares/Tweets/Likes habt sollten dann Meinungsführer auch eher geneigt sein hier auch unbekannterweise zu posten/sharen/liken/tweeten da sie das User-Interesse bereits sehen. Der “Ich-will-auch-mitmachen” Faktor soll auch hier nicht unterschätzt werden… Und falls ihr mal das Glück habt das die Bild-Zeitung euch re-tweetet, könnt ihr Euch ja die Auswirkungen auf Euren Traffic vorstellen 😉

 Ergebnisse

Was sind nun die Ergebnisse bzw. Erkenntisse?

  • Es wurden in der ersten Woche ca. 300 Shares erreicht, in der zweiten Woche waren es bis jetzt ca 150 (Stand Donnerstag) dazu insgesamt fast 100 Likes und 35 Tweets.
  • Massiver Traffic durch Soziale Netzwerke auf der Seite, speziell natürlich auf der Abstimmungsseite
  • Positiver “Overflow-Effekt“: Auch die Seite selbst erhielt einen massiven P/R Schub und die Anzahl der Shares stieg von 19 auf 93 (Stand Donnerstag)
  • Google zeigt in Analytics die täglichen Zahlen der Shares an (sind etwa nur ein Drittel der tatsächlichen Shares d.h. Google hat wohl anscheinderweise trotzdem nach wie vor Probleme Social Signals korrekt zu erfassen)
  • Effekt auf Goolge Rankings: Null. Nada. Zip. Niente. Gar nix (!!!) Weder nach oben noch nach unten, bei keiner bekannten und relevanter Keywordcombo.
    Ergo: Von wegen “Freshness”-Update, das ist ist meiner Meinung nach nur ein Bullshit-Marketing Gag von Matty and his friends damit die Armee von manuellen Quality Raters willkürlich und verdeckt dadurch ungestört weiter arbeiten können – Analytics zeigt zwar alle Social Signals an, es hat aber ZERO Effekt auf Rankings!
  • Sind mir Google Rankings wichig? Im Moment: Nö, warum auch? Der Traffic über Facebook und Co ist ja ein vielfaches von Google. Und ich sehe immer mehr direkte Besucher (Bookmarker?) auf weiteren Seiten meiner Website
  • Und auf welcher Website wurde nun dieser Like/Sharebait durchgeführt (bzw. läuft immer noch)? Für die Neugierigen: hier geht’s lang

Mit den gewonnen Daten aus der Abstimmung lässt sich auch ein sehr feiner, weiterer Linkbait anzetteln….diesen möchte ich aber so nicht verraten.  Mann kann mich aber auch mal bei dem SEOnomaden Stammtisch in München dazu bei einem Bierchen befragen 😉

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2 Comments

  1. Markus

    Mahlzeit Fritz,

    hast recht mit dem “Freshness Update”. Das hieß früher QDF, ist jetzt immer noch QDF, und wird auch nie mehr als QDF sein.

    Zwecks deiner Verschwörungstheorie um die “Quality Rater” 🙂 :

    Meinste ehrlich, dass Google mitterweile schon ne Heerschaar Chinesen gehired hat, die sich manuell auf die Seiten Pingen (oder Pongen), um so Rankings zu entscheiden? 😉 Dachte mal, – aber wohl Nebelkerzenalarm – Google würde versuchen, weitestgehend alles algorithmisch zu lösen…

    Gruß, Markus

    • Hi Markus,
      natürlich ist das nicht nur eine “reine Verschwörungstheorie”, das wäre dann wohl etwas zu einfach 😉

      Was aber aber auf jeden Fall zu denken gegeben hat sind die manuellen Qualityrater Guidelines die aufgetaucht sind: darin ist sehr einfach zu ersehen dass die Qualityrater wohl nur minimalste Anforderungen von Online Wissen haben müssen.

      Und da die Quality Ratings einfach über einen Google Account laufen, wo wohl jeder Rater einen “Stapel” Webseiten zugeteilt bekommt, ist es schon nicht ganz undenkbar das hier Google Horden von Studenten anwirbt um Ratings abzugeben – und das dann auf tausenden Seiten.

      Und da der manuelle Eingriff doch die SERPs nochmals massiv verändert stellt sich schon noch die Frage: ist es nicht angenehm zeitgleich von einem “34 Prozentigen Update von Suchergebnissen” zu sprechen? 😉

      Grundsätzlich wollte ich damit ausdrücken: es scheint so als würden nur mehr wenige (da gehörst du wohl auch dazu) die “Update”-Meldungen von Google hinterfragen; ein wenig mehr Kritik wäre sicherlich nicht schlecht…

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